Auch das hier besprochene Werk hat bereits eine längere Vorgeschichte,
erschien es doch erstmals 1981 im Beck-Verlag[1] und wurde 1995 vom
Bouvier-Verlag übernommen. Bei dieser Gelegenheit wurde die
Chronologie der DDR integriert[2] und nach fünf unveränderten
Nachdrucken erschien im Jahr 2000 eine aktualisierte und
fortgeschriebene Auflage. Ob sie allerdings auch überarbeitet wurde,
wie auf der Rückseite des Titelblatts behauptet wird, ist stark zu
bezweifeln, da sich der Text bis in die neunziger Jahre hinein mit
jenem der Vorauflage deckt.
Die Chronik von Lehmann, Politologe in Bonn, unterscheidet sich von
anderen vergleichbaren Werken durch die Anlage: der Text ist zunächst
nach großen Perioden und innerhalb nach Themen gegliedert. Die Auswahl
der Themen folgt keinem starren Schema, sondern orientiert sich an
ihrem Gewicht für die jeweilige Periode. Die Chronik wurde für die
politische Bildung konzipiert: als Zielgruppe nennt das Vorwort
allgemein Interessierte, Studierende und Schüler. Der Text der Chronik
selbst umfaßt 562 Seiten und der Anhang enthält u.a. ein
Abkürzungsverzeichnis (11 S.), eine Auswahlbibliographie (34 S.) und
ein Namenregister (12 S.). Wenn man die Überladung anderer Chroniken
mit Bildern, Kästen, Schautafeln etc. vor Augen hat, so ist die
vorliegende eher schlicht. Der Text wird durch ausgewählte
Scharzweiß-Abbildungen und Tabellen (z.B. der Ergebnisse von
Bundestagswahlen) unterbrochen. Schlüsselbegriffe sind in jedem Absatz
durch Fettdruck hervorgehoben und zuweilen wird auf ein anderes Datum
verwiesen. Sachverhalte und Ereignisse sind knapp und zutreffend
wiedergegeben, die Schwerpunkte liegen bei Politik, Wirtschaft,
Gesellschaft und Kultur. Da sie in dieser Chronik themenweise
präsentiert werden, ist es leicht, auf jedem Gebiet dem roten Faden zu
folgen.
Insgesamt stellt dieses Werk ein gutes Hilfsmittel in der
Bildungsarbeit dar und sollte in wissenschaftlichen und öffentlichen
Bibliotheken zur Verfügung stehen. Einzig kritisierenswert scheint dem
Rezensenten die Tatsache, daß die vor 1990 liegende Periode nicht
überarbeitet wurde. Zwar wird nicht viel zu korrigieren sein, daß aber
gar keine Korrektur aufgrund neuer Forschungen notwendig gewesen sei,
ist nicht anzunehmen.
Jürgen Plieninger
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